![Rezension der neuen Wikileaks-Bücher von Daniel Domscheit-Berg und dem SPIEGEL [Teil 2]](http://infokrieg.tv/wordpress/wp-content/themes/platform/functions/timthumb.php?src=wp-content/uploads/2011/02/wikileaks-conf-400.jpg&h=&w=480&zc=1)
Eine begrenzte Anzahl an Lesern wird es für nötig halten, mehr als ein Buch über Wikileaks zu lesen, insofern konkurrieren die SPIEGEL-Autoren natürlich mit Daniel Domscheit-Berg um Verkaufszahlen und Deutungshoheit. Die Hamburger Journalisten wollen sich, so der Eindruck, die Computer-Nerds als Quelle warmhalten, gleichzeitig hält man sie genügend auf Abstand um sie jeden Moment fallenlassen zu können, sollte sich die Situation ändern und etwa schwer Belastendes gegen die Leaker auftauchen. Trotz der persönlichen Zuammenarbeit, trotz Monaten an Vorsprung bei der Bearbeitung der diversen “Sensationsdokumente” wird erklärt, man hätte das Material behandelt als wäre es ihnen anonym per Post zugesandt worden. Was erfahren wir in dem Buch “Staatsfeind Wikileaks” über die in internationalen Medien berichteten Absprachen zwischen SPIEGEL, Guardian und New York Times und den jeweiligen Regierungsbehörden im Bezug auf die Veröffentlichung der Afghanistan-, Irak- und Cablegate-Dokumente? Rein gar nichts, nicht eine einzige Zeile. Es wird durch Auslassungen der Eindruck erweckt, die deutsche Bundesregierung, die Briten und die Amerikaner wären überhaupt nicht vorab von den Zeitungen informiert worden. Stattdessen beweihräuchert der SPIEGEL sich selbst und die Partner-Publikationen für ihre strikte Geheimhaltung, sogar im jeweils eigenen Haus, sowie für ihre “verantwortungsvolle” Berichterstattung. In einem Enthüllungsbuch erwarten wir eigentlich mehr Hintergrund, nicht weniger. Hier wird ganz offensichtlich ein bedeutsamer Teil der Geschichte unterschlagen. David Sanger, der bei der New York Times für die Bearbeitung der Cablegate-Dokumente zuständig war und als Mitglied des elitären Council on Foreign Relations vehementer Befürworter einer Ausweitung des Krieges gegen den Terror ist, drehte in einem Interview mit National Public Radio immerhin munter an einem Strick für Assange:
“Ich denke nicht [dass er ein Journalist ist], und der Grund dafür ist dass ich glaube, Journalisten graben nicht nur Informationen aus sondern filtern sie auch, erklären sie, bringen sie in den Kontext.”
“Er [Assange] geht mit einer politischen Motivation an die Sache heran. Wir Journalisten bei der Times und anderswo tun dies nicht. Wir gehen an die Sache heran um die Welt zu erklären. Er hat versucht – um seine eigenen Worte zu benutzen – die Vereinigten Staaten zu blamieren und klarszustellen dass Amerikas Handlungen sich von der Rhetorik unterscheiden würden. Wobei man jedoch sehen kann, wenn man diese Dokuente durchliest, dass Amerikas Handlungen gut übereinstimmen mit der Rhetorik.”
Hier wird ganz klar ein Trennstrich gezogen und dafür plädiert, Assange, Bradley Manning, Wikileaks und eigentlich jedem potentiellen Whistleblower den Schutz für Journalisten vorzuenthalten. Sanger stellt klar, dass er eher mit der Regierung kooperiert hat als mit Wikileaks: