Birgit Kelle
Brauchen wir Kinderrechte im Grundgesetz? Kinderrechte, die extra ausgewiesen werden? Oder sind Kinder nicht auch Menschen wie du und ich, die in unserer Verfassung allein schon wegen ihres Menschseins sowieso bereits den vollen Schutz durch alle Artikel des Grundgesetzes genießen? Schon seit mehreren Jahren setzt sich ein Aktionsbündnis in Deutschland für die Aufnahme von Kinderrechten in unser Grundgesetz ein, einzelne Politiker stellen die Forderung zudem regelmäßig.
Man beruft sich darauf, dass auch Deutschland im Jahr 1992 die UN-Kinderrechtskonvention mit unterzeichnet hat und fordert nun, in einem zweiten Schritt, dies auch im Grundgesetz zu verankern. Klingt ja erst mal ganz toll. Doch was steckt eigentlich wirklich hinter diesem Ansinnen? Je mehr Fakten auf dem Tisch liegen, umso deutlicher wird, dass der Staat auf unsere Kinder offenbar künftig noch weit mehr Kontrolle ausüben will, als es ohnehin schon der Fall ist.
Kinder sind schutzbedürftig, solange sie nicht volljährig sind. Die Sorge und Pflege der Kinder liegen uns deswegen besonders am Herzen. Doch deswegen sollen jetzt die Kinderrechte in die
Verfassung geschrieben werden? Ist es nicht eine Selbstverständlichkeit, über die wir hier reden? Und haben wir nicht schon genug staatliche Institutionen, Familiengerichte und Jugendämter, die sich um Kinder kümmern, wenn die Eltern zu Hause in den Augen von Staat und Gesellschaft tatsächlich versagen?
Man muss die Sache bis zum Ende durchdenken, wenn man den Haken und die Gefahren an den Kinderrechten sucht. Denn wo eigene Rechte fest stehen, müssen sie im Zweifel auch vertreten werden und einklagbar sein. Die Frage ist, von wem. Bislang gilt in Deutschland der Grundsatz, dass die Eltern die natürlichen Vertreter ihrer Kinder sind, bis diese das 18. Lebensjahr erreicht haben. So steht es in Artikel 6,2 Grundgesetz, dort heißt es: »Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft.«
Und das ist auch gut so. Denn in der Regel sind Eltern sehr am Wohlergehen ihrer Kinder interessiert. Sie tun viel, um sie großzuziehen, um sie zu erziehen. Sie kümmern sich und wollen in der Regel nur das Beste für ihre Kinder. Dabei sind Eltern genauso unterschiedlich in ihren Erziehungsstilen und Prioritäten, wie Kinder unterschiedlich sind. Auch das ist gut. Denn es gibt nicht den einen, richtigen Weg in der Erziehung von Kindern, denn auch jedes Kind und jede Familie ist einzigartig und individuell verschieden. Jede Familie setzt je nach intellektuellem oder auch finanziellem Hintergrund unterschiedliche Prioritäten. Was der einen Familie wichtig ist, kann in der anderen völlig egal sein.
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