Wenn Pessimismus auf ökonomischen Analphabetismus trifft. Die Deutschen und die Globalisierung haben ein gestörtes Verhältnis zueinander.
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- Foto: dapd/DAPD Karl Marx beschäftigt auch die Kunst: Die bunten Miniaturausgaben seiner Büste stammen von Künstler Rüdiger Phillip Bruhn, das Exemplar im Hintergrund misst 13 Meter und ist das Wahrzeichen von Chemnitz
Keine seiner Weltuntergangsprognosen ist jemals eingetroffen – und selbst die Verelendungstheorie betraf nur jene Länder, in denen man seinen Sozialismus lebte: Karl Marx. Dass der Welt-Pessimist dabei nur stets falsch interpretiert wurde, glaubt heute noch jeder zweite Bundesbürger – 75% sind es auf dem Gebiet der ehemaligen DDR.
Was haben Fax-Gerät, Scanner, Flachbildschirm, Walkman, Kleinbildkamera, Großcomputer und Plattenspieler gemeinsam? Sie alle wurden von Deutschen (Tüftlern) erfunden, aber wo anders zu Geld gemacht. Und das ist die deutsche Tragödie. Nur wenige Gesellschaften bringen ähnlich viele bedeutsame Erfindungen hervor.
Und nur wenige vergeben dann so viele Chancen, von diesen auch zu profitieren. Es ist diese Mischung aus Alltagspessimismus mit betriebswirtschaftlichem Unvermögen, die deutsche Erfinder von Haus aus in die USA oder nach Asien gehen lässt. Zwar gibt es relativ gesehen weniger US-Erfinder, doch die Mischung aus vitalem Finanzkapitalismus und unbändigem Optimismus zieht viele an.
In der Bundesrepublik ist man notorisch unzufrieden
Nirgendwo auf dieser Welt weichen die subjektiv wahrgenommenen Aufstiegschancen (im Sinne einer geldlichen Verbesserung) von den tatsächlichen mehr ab als in der Bundesrepublik. Hier ist man notorisch unzufrieden und fühlt sich „arm“. Dabei gibt es keine pünktlicheren Menschen, nur wenige sind ähnlich technikverliebt. Deutsche arbeiten präzise, eigenständig und pflichtbewusst – eigentlich hervorragende Voraussetzungen, um hochwertige Produkte zu fertigen.