Hans U. P. Tolzin
Escherichia coli (E. coli) sind harmlose und darüber hinaus sehr nützliche Darmbakterien, mit denen wir in Symbiose leben. Sie verhindern die Ansiedlung schädlicher Bakterien, produzieren zum Beispiel lebenswichtige Enzyme, Vitamin K und stimulieren das Immunsystem und werden im Rahmen der Probiotik bzw. EM (Effektiven Mikroorganismen) sogar zu medizinischen Zwecken eingesetzt. Doch jetzt ist das Bakterium plötzlich Ursache für das sogenannte Hämorrhagische Urämische Syndrom (HUS) und macht in Form mehrerer Todesfälle Karriere. Der fast unglaubliche Ratschlag der Gesundheitsbehörden: Meiden Sie rohes Gemüse. Das hält der Autor dieses Artikels, der freie Medizinjournalist Hans U. P. Tolzin, Herausgeber der Zeitschrift impf-report und Autor von Die Tetanus-Lüge, für völligen Blödsinn. Er rät statt dessen: »Essen Sie mehr rohes Gemüse – aber Sie sollten den Erzeuger kennen!«

Nützliche Helferlein und die Folgen von Antibiotika
Sie nützen Mensch und Tier und leben mit uns in Symbiose. Außerhalb des Darmes, zum Beispiel wenn sie über den Stallmist auf die Felder gelangen, können die Bakterien bedingt überleben. In der Lebensmittelindustrie wird der Nachweis von Coli-Bakterien als Hinweis für eine fäkale Verunreinigung angesehen. Sterben die Bakterien ab, werden bestimmte giftige Substanzen – sogenannte Shiga-Toxine – frei, die nach Ansicht der Experten zuvor Teil des Bakteriums waren und nun unter anderem zu Blutmangel, blutigem Stuhl und Nierenversagen führen können. Dies ist jedoch nur möglich, wenn der Darm derart aus dem Gleichgewicht gebracht wurde, dass das E. coli nicht mehr überleben kann. Die wichtigsten Ursachen dürften hier falsche Ernährung und Medikamentennebenwirkungen sein. Insbesondere Antibiotika stellen ein großes Risiko dar. Sie können speziell auch E. coli schädigen oder abtöten und damit das Problem verschärfen oder überhaupt erst hervorrufen. Deshalb ist auch aus schulmedizinischer Sicht eine Antibiotika-Behandlung im Rahmen einer EHEC-Infektion ein schwerer – und unter Umständen tödlicher – Kunstfehler.
Über Kunstfehler spricht man nicht
Aus dem Umfeld des städtischen Krankenhauses in Kiel, in dem kürzlich eine Frau nach einer EHEC-Infektion verstarb, wurde mir zugetragen, dass diese Frau höchstwahrscheinlich mit Antibiotika behandelt worden war. Dies würde den rätselhaften Todesfall erklären und darüber hinaus wahrscheinlich auch die meisten anderen Todesfälle: In schönster Regelmäßigkeit wird bei Todesfällen im Zusammenhang mit Infektionskrankheiten vermieden, einen möglichen Zusammenhang mit zuvor verabreichten Medikamenten (und ihren Nebenwirkungen) herzustellen oder auch nur in Erwägung zu ziehen. Zum einen müsste das verantwortliche ärztliche Personal dann einräumen, ihnen anvertrauten Patienten Schaden zugefügt zu haben, zum anderen steht ja der Ruf der betroffenen Klinik auf dem Spiel. Und da alle Mediziner letztlich im gleichen Boot sitzen, spricht man einfach nicht über solche unangenehmen Themen, die dadurch eben nur durch Zufall in die öffentliche Diskussion gelangen.
Untypisches Alter
Jährlich werden seit Beginn der Meldepflicht in Deutschland durchschnittlich etwa 1.000 EHEC-Fälle gemeldet. Bei den meisten Erkrankten handelt es sich um Kleinkinder unter vier Jahren. Der gegenwärtige Ausbruch bezieht sich jedoch hauptsächlich auf Erwachsene. Spätestens an diesem Punkt bin ich stutzig geworden. Ich habe eine ganze Reihe von sogenannten Epidemien und Pandemien analysiert und sehe Parallelen zum Beispiel zur sogenannten Schweinegrippe: In Mexiko, wo die Schein-Pandemie begann, waren den Behörden zufolge hauptsächlich junge Erwachsene erkrankt. Das Gleiche gilt auch für den angeblichen Schweinegrippe-Ausbruch von 1976 und die Spanische Grippe von 1918, beides in den USA. In den beiden letzteren Fällen waren vor allem Kasernen betroffen, in denen kurz zuvor Massenimpfungen stattgefunden hatten. Für einen solchen Zusammenhang habe ich bezüglich Mexiko keine Bestätigung gefunden. Allerdings teilte mir ein mexikanischer Arzt damals per E-Mail mit, dass unter der arbeitenden Bevölkerung aus Angst vor Arbeitsplatzverlust Antibiotika-Missbrauch weit verbreitet sei …
Ein EHEC macht noch lange keine Krankheit
Aus Sicht der Schulmedizin gibt es – ähnlich wie beim Influenzavirus – zahlreiche Untertypen von E. coli, von denen einige eben die gefährlichen Shiga-Toxine bilden können. EHEC ist die Abkürzung für »Enterohämorrhagische E. coli«, was so viel bedeutet wie »Darmblutungen auslösende E. coli«. Doch laut einem Merkblatt für Ärzte, das vom Robert-Koch-Institut (RKI), der Bundesseuchenbehörde, herausgegeben wird, führt nicht jede EHEC-Infektion automatisch zur Freisetzung der Toxine. Selbst der Nachweis der Toxine muss nicht bedeuten, dass der Patient Symptome zeigt, wie in den Beschreibungen der Labortests nachzulesen ist. Hier müssen also noch weitere – den RKI-Mitarbeitern offensichtlich unbekannte – Faktoren eine Rolle spielen. Eine eindeutige Zuordnung der Toxine zu bestimmten Unterarten des Bakteriums war bisher nicht möglich. Letztlich basieren die behaupteten Zusammenhänge zwischen Bakterium, Toxinen und der Krankheits-Symptomatik mehr auf Hypothesen und Vermutungen, als auf echtem Verständnis der biochemischen Vorgänge.
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