Michael Grandt
Fast die ganze Welt hat sich – hauptsächlich initiiert von den USA und Frankreich – ein neues Feindbild geschaffen: den libyschen Diktator Muammar al-Gaddafi. In den vergangenen 40 Jahren wurde er aber gerade von jenen Staaten hofiert und mit Milliarden Dollar unterstützt, die ihn nun bekämpfen. Warum also jetzt diese plötzliche Wende und warum ist ausgerechnet Russland gegen diesen Krieg?
Der Grund mag wohl derselbe sein wie in den anderen amerikanisch-geführten imperialistischen Kriegen in Afghanistan oder im Irak: Es geht um Öl, dem zurzeit wohl wichtigsten Rohstoff. Wer das Öl kontrolliert, der kontrolliert die Welt und in Libyen liegen die größten nachgewiesenen Erdölreserven Afrikas. Mindestens zwei Drittel sind noch gar nicht gefunden. Und warum soll man für libysches Öl teuer bezahlen, wenn man das jetzt auch so bekommen kann – und zwar offiziell sogar mittels eines humanitären Akts, weil man das Volk vor seinem eigenen Herrscher schützen will? Immerhin 46 Milliarden Euro zahlen die Abnehmer dem libyschen Staat Jahr für Jahr. Geld, das man sich auch sparen kann, wenn man anderen einfach das wegnimmt, was einem nicht gehört. Die Iraker und Afghanen können ein Lied davon singen.