James Corbett, Corbett Report, 09.03.2011
Kurze Zeit nach Einführung der Fernsehkameras begannen die Mächtigen auch schon damit, diese Technik zur Überwachung und Kontrolle der Öffentlichkeit einzusetzen.
Die ersten Überwachungskameras wurden von der Siemens AG entwickelt. Siemens ist eine Firma, die das Nazi-Regime finanziell unterstütze und mit ihm kollaborierte. Die Nazis waren durch die Verwendung von Überwachungskameras in der Lage, Raketenstarts aus sicherer Entfernung mitzuverfolgen.
7 Jahre nach der Ersteinführung kommerzieller Überwachungskameras gab sich die US-amerikanische Werbebranche große Mühe darauf hinzuweisen, dass für die Verwendung dieser Geräte keine Regierungsgenehmigungen erforderlich seien. Die Behauptung an sich ist schon außerordentlich interessant.
Im heutigen Zeitalter der massiv in die Privatsphäre eingreifenden Überwachungstechnologien fällt es uns schwer nachzuvollziehen, wie tiefgreifend diese Technologien unser Verständnis von öffentlichen und privaten Räumen verändert hat.
Google kann heute seine Messwagen durch die Straßen unserer Städte schicken, Bildmaterial und Daten von WiFi-Netzen sammeln, während der gewöhnliche Bürger seine intimsten Details einem sozialen Netzwerk aus „Freunden“ offenbart, die er im wirklichen Leben noch nie getroffen hat.
Mittlerweile gibt es bereits Dienste wie Google Latitude, die es einem sogar erlauben, die exakten GPS-Koordinaten der Handys dieser „Freunde“ nachzuverfolgen. Aber vor 60 Jahren musste man den potenziellen Käufern von Überwachungskameras noch ausdrücklich versichern, dass keine besondere Erlaubnis der Regierung vonnöten ist, um sein eigenen Besitz zu überwachen.
Der Unterschied zwischen dem Wert der Privatsphäre in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts und unserer heutigen gleichgültigen Einstellung gegenüber elektronischen Spionagemitteln wird vielleicht am besten durch den Roman „1984“ illustriert. In dieser dystopischen Vision zeigt Orwell schonungslos den potenziellen Horror der totalen Überwachungsgesellschaft auf. Jede Bewegung der Bürger wird überwacht und man befindet sich niemals außerhalb des Sichtfelds der alles sehenden und alles hörenden Teleschirme. Sollte sich jemand außer der Reihe benehmen, kann er von einem solchen Teleschirm sogar Befehle zugerufen bekommen.