Sie selbst glaubt oder gibt an, so die Welternährung zu sichern

Die Bundesagrarministerin Ilse Aigner tritt „für Preisgrenzen beim Handel mit den Rohstoffen ein und forderte zudem sogenannte Positionslimits, die eine Obergrenze von Terminkontrakten einzelner Marktteilnehmer festlegen“, wie die „Financial Times Deutschland“ aktuell meldet. Aigner trifft sich hierzu auf internationalem Parkett mit den Agrarministern dieser Welt, wie sie stolz verkündete und gab vor, so die „Sicherung der Welternährung“ zu erreichen. Tatsächlich tötet sie mit dieser Politik direkt Menschen, zum Beispiel Kinder in Afrika. Um das logisch schlüssig zu beweisen, ist nur ein kleiner Artikel notwendig, aber zuerst muss ich in zehn Sätzen erklären, was das Teufelszeug ist, das Aigner limitieren will, diese Terminkontrakte, hie und da auch Derivate genannt. Die wirkliche Ursache der Preissteigerungen und Preisschwankungen von Agrarrohstoffen zeige ich abschließend. Weil das Thema immer wieder, dauerhaft in ständiger Wiederholung und sich steigernder Dummheit in dieser unzutreffenden, die Wahrheit ins Gegenteil verdrehenden Art wie jetzt von Ilse Aigner behandelt wird, sehe ich mich zu einem umfassenden Artikel genötigt, den ich bisher so zu diesem Thema noch nicht gefunden habe.
Was sind Terminkontrakte?
Terminkontrakte sind beispielsweise Optionsgeschäfte. Diese lauten auf etwas, hier in diesem Fall Agrarrohstoffe, etwa Kauf- oder Verkaufsoptionen für Weizen. Terminkontrakte heißen Futures, wenn sie standardisiert sind, wenn nicht, heißen sie Forward Contract und beides bedeutet, dass ein Vertrag für die Zukunft geschlossen wird; darum auch das Wort Terminkontrakt. Der Käufer einer Kaufoption beispielsweise kauft das Recht, eine bestimmte Ware in der Zukunft zu einem vorher bestimmten Preis zu kaufen. So ist ein Zeitschriftenabonnement auch ein Vertrag für die Zukunft, also ein Forward Contract. Was für den einen ein Recht ist, eine Option eine bestimmte Sache in der Zukunft entweder zu kaufen oder zu verkaufen, ist für den anderen Vertragspartner eine Pflicht, eine Obligation, denn er muss die dem Geschäft zu Grunde liegende Ware zum vereinbarten Preis liefern. Das ist genau spiegelbildlich. Je nachdem, wie sich der Preis der Sache entwickelt lohnt es sich, die Option zu ziehen, oder man lässt sie verfallen, im schlimmsten Fall verliert man also die Gebühr, die man für die Option bezahlt hat. Wenn man zum Beispiel eine Kaufoption hält, die einen dazu berechtigt ein Scheffel Weizen am Ende des Monats für 12,- $ zu kaufen und der Weizenpreis liegt am besagten Termin nur bei 10,- $, so ist die Kaufoption wertlos, liegt der Preis bei 14,- $ so ist sie 2,- $ wert und der Halter der Option verdient 2,- $. Der dazugehörige Vertragspartner, der die der Kaufoption zu Grunde liegende Ware liefern muss, macht jedoch im letzten Fall 2,- $ Verlust.
Wozu sind Terminkontrakte gut?
Die Marktteilnehmer handeln so unterschiedliche Erwartungen über die Zukunft und Risiken. Ein Land mit geringerem Einkommen kauft womöglich Kaufoptionen auf Weizen, um sich gegen zu hohe Weizenpreise abzusichern, damit die Bevölkerung bei einer schlechten Weizenernte, die zu einer Verknappung des Weizenangebots und damit höheren Preisen führt, nicht verhungert, weil man sich die höheren Preise nicht leisten kann. Jeder Liefervertrag, jedes Abonnement ist ein Forward Contract. Futures kann unsere gute Ilse Aigner staatlich regulieren, aber doch nicht die Forward Contracts. Also kann sie gar nichts regulieren, zum Glück, aber sie verteuert so die Transaktionskosten, weil man nur die Standard-Futures kostengünstig über die Börse handeln kann, während bei den Forward Contracts höhere Gebühren fällig werden, weil diese eben nicht standardisiert sind und „over the counter“ gehandelt werden. Im konkreten Fall bedeutet dies, dass sich für das arme Land jetzt die Risikoabsicherung durch Optionen verteuert. Wieder werden die ärmsten der Armen, die sich Risiken nicht leisten können und darum Optionen brauchen, ausgepresst. Das gleiche gilt dafür, wenn Optionsgeschäfte besteuert werden, weil diese Steuern genau wie die höheren Gebühren beim Handel „over the counter“ Kosten sind und die Option verteuern.
Terminkontrakte können die Preise der realen Güter nicht beeinflussen
Am Ende muss irgendjemand das reale Weizen haben, egal welche Terminkontrakte gehandelt wurden und zu welchen Preisen. Terminkontrakte können schließlich die Menge des vorhandenen Weizens, das das Angebot mitbestimmt nicht beeinflussen. Nur und nur das Angebot und die Nachfrage von realem Weizen auf dem Markt bestimmt den Weizenpreis und niemals der Terminkontrakt auf Weizen. Umgekehrt bestimmt der Preis des Weizens den Preis der Terminkontrakte; hier wird Ursache und Wirkung vertauscht, aber das zeige ich später. Der Weizen ist, egal welche Terminkontrakte gehandelt werden, einfach da und muss irgendwann auf den Markt, weil er sonst verfault. Weizen ist natürlich für eine gewisse Zeit haltbar und wird vielleicht gelagert und nicht verkauft. Kritiker sprechen dann abfällig vom „Horten“. Ja, das geschieht und das ist Arbitrage zwischen verschiedenen Zeitpunkten.
„Spekulanten“ halten Agrarpreise stabil und retten so Menschenleben
Arbitrage zwischen verschiedenen Zeitpunkten heißt, günstiger kaufen, als man verkauft. Am Ende führt das zu einem stabilen Preis. Immer wenn es ein sehr hohes Angebot an zum Beispiel Weizen durch etwa eine überdurchschnittlich gute Ernte gibt, fallen die Preise und dann kaufen die Arbitrageure, was die Nachfrage und damit den Preis wieder erhöht. Der Arbitrageur lagert jetzt den Weizen, er „hortet“ wie der Hamster. In schlechten Zeiten, wenn das Angebot sinkt, etwa weil es im Winter keiner Ernte gibt, oder auch spontan eine Naturkatastrophe eintritt, steigen die Preise. Nun wittert der Arbitrageur sein Geschäft und verkauft den gelagerten Weizen, wodurch aber das Angebot wieder steigt und die Preise wieder sinken. Dadurch entsteht ein stabiler Preis auf dem Markt. Die Arbitrageure kaufen und verkaufen solange zwischen den verschiedenen Zeitpunkten, bis sich die Preise im Zeitverlauf angleichen und man keine Gewinne mehr aus den Preisdifferenzen ziehen kann. Der sogenannte „Spekulant“ sorgt für schlechte Zeiten vor. Er verhindert Verschwendung in guten Zeiten, da er Ware aufkauft und lagert, wenn sie im Überfluss vorhanden ist. Er sorgt für das notwendige Angebot in schlechten Zeiten, wo er vor hat, sie zu etwas höheren, als seinen Einkaufspreisen in guten Zeiten zu verkaufen. Es ist ein ehrliches und nützliches Geschäft und der Arbitrageur hat dabei Lagerkosten und geht ein Risiko ein, weil er die Preisentwicklung in der Zukunft auch falsch einschätzen kann. Gleichzeitig steht ein Arbitrageur beziehungsweise Händler im Wettbewerb mit anderen Händlern. In den Medien lügt man aber mehrheitlich und sagt, die „Spekulanten“ führen zu Preisschwankungen und Krisen. Das Gegenteil ist der Fall. Die „Spekulanten“ stabilisieren die Preise und gleichen reale Krisen, wie beim Weizen etwa die Überernte bis hin zur Dürre, aus.
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