Gerhard Wisnewski
Gegen einen Selbstmord der Berliner Familienrichterin Heisig sind weitere starke Indizien aufgetaucht: Kurz zuvor besuchte sie noch fröhlich Talkshows, ja, sogar am Tag ihres Verschwindens sagte sie noch einen Auftritt in »Stern TV« zu: »Alles klar und schöne Ferien, liebe Grüße KH«. In wenigen Tagen wollte sie Berichten zufolge mit ihren Töchtern in Urlaub fahren. Selbst die Zeitschrift »EMMA« befand: »Ein sehr befremdlicher Selbstmord«.
Mitte Juni 2010. Etwa zwei Wochen vor ihrem angeblichen Selbstmord zeichnet das ZDF mit der Berliner Amtsrichterin Kirsten Heisig eine Folge der Talkshow »Peter Hahne« auf. Von Depressionen und Selbstmordabsichten keine Spur: »Diese Frau wurde ihrem Ruf mehr als gerecht in der Sendung«, berichtete Hahne später dem Fachdienst »Quotenmeter.de«: »Sie sei bei ihm sehr entschieden, eloquent, konsequent aber auch humorvoll aufgetreten, beschreibt Hahne die 48-Jährige« laut Quotenmeter.de: »Sie erschien mir mutig, tatkräftig, zupackend und kein bisschen resignativ,« so Hahne zu Quotenmeter.de. Angst hätte sie keine gehabt.
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Wo dieses Auto stand, stand tagelang das Auto der vermißten Familienrichterin Heisig |
Angst? Vor wem? Na, vor den »arabischen Jugendlichen«, natürlich. Nein – die begegneten ihr inzwischen nämlich mit Respekt, sagte sie Hahne. »Bis zum nächsten Mal«, verabschiedete sich Heisig fröhlich nach der Aufzeichnung. Noch auffälliger ist die Diskrepanz zu ihrem angeblichen Selbstmord im Fall »Stern TV«. Noch am Montag, dem 28. Juni, dem Tag ihres Verschwindens, nimmt sie um 13.48 Uhr per SMS die Einladung zur »Stern TV«-Talkshow an: »Alles klar und schöne Ferien, liebe Grüße KH«. Mal ehrlich: Würde ein Selbstmörder, der gerade untertauchen will um sich umzubringen, das noch machen?
Während Heisig an den letzten Korrekturen ihres Buches »Das Ende der Geduld: Konsequent gegen jugendliche Gewalttäter« sitzt, läuft also schon die PR-Maschine heiß und tingelt sie bereits durch Talkshows. Unzweifelhaft wird Heisigs Buch ein Bestseller werden und ihre Karriere als Justizgenie kaum noch zu bremsen sein. Sie selbst will sie offenbar auch nicht bremsen, sondern stürzt sich mit Lust in die Öffentlichkeitsarbeit für ihr Buch.
Anders als die Mehrzahl der bundesdeutschen Beamten, die das Elend bloß verwalten, will Heisig wirklich etwas bewirken. Durch schnelle Aburteilung jugendlicher Straftäter will sie die Strafe mit der Tat in einen für die Jugendlichen erkennbaren Zusammenhang bringen. Ihre Bemühungen gehen als das »Neuköllner Modell« in die Justizgeschichte ein. Die Frage ist nur, ob wirkliche Verbesserungen auch erwünscht sind – oder ob in Wirklichkeit nicht vielmehr das Abrutschen der deutschen Städte in die Kriminalität auf dem Programm steht.
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