Eva Herman
Mittwochabend, 21:45, ARD: Frank Plasberg bittet zum Gespräch. Thema: »Quoten, Krippen oder Ellbogen- was brauchen Frauen zum Erfolg?« In der Runde sitzen nicht etwa Vertreter der realen Gesellschaft, sondern fast durchweg Privilegierte, die vom Alltagsleben reden wie die Blinden von der Farbe: Bundesfamilienministerin Schröder, Handelsblatt-Chefredakteur Steingart, Trigema-Chef Grupp, zwei Vorzeige-Emanzen namens Heinzerling und Glonner und die Dreifach- Mutter Schwarzhoff, die als Einzige zwar ihre gesunden und normalen Erfahrungen einzubringen sich bemüht, allermeist jedoch von dem leider immer verbissener agierenden Moderator Plasberg abgewürgt wird.
Schnell wird deutlich, dass so gut wie niemand in der Diskussion um Quoten und Frauen an das Wohl der Kinder denkt. Auch weitere, hochbrisante Zusammenhänge wie die demografische Krise, das Ausbluten ländlicher Regionen, explodierende Depressions-,Burn-out-, Alkohol-, Suizid- und Herz-Kreislauferkrankungen bei erwerbstätigen Müttern kommen mit keinem Wort zur Sprache. Die Welt scheint sich nur noch darum zu drehen, möglichst viele Kleinkinder in Krippen abzuschieben, damit am besten ALLE Mütter auf den Arbeitsmarkt kommen. Weil es nämlich so toll ist! Ach, ja? Für die Elite mag das vielleicht stimmen, aber was ist mit den Millionen ganz normalen Frauen und Müttern da draußen, denen die wirtschaftliche Luft zum Atmen genommen wird, wenn sie nicht rund um die Uhr Geld verdienen gehen?
Die Vorzeigeemanzen berichten also in der ARD-Sendung Hart aber fair von ihrem »spannenden Berufsalltag«: Die bereits in Rente gegangene Frau Heinzerling schwelgt in vergangenen Zeiten, als sie es heldenhaft ihren Arbeitgebern damals, als erwerbstätige Frauen noch nicht üblich waren, »aber gezeigt hat«. Die jüngere Ausgabe Glonner, eine etwas magere Zweifach-Mutter, die in »verantwortungsvoller Position« arbeitet und sich mit ihrem Mann die Erziehung teilt, sagt frank und frei- und ohne jeglichen Einspruch der Anwesenden, dass es Kindern keinesfalls schade, wenn sie schon früh in die Krippen gesteckt würden.